Neu: Binominale Namen für Silber-Saxifraga-Hybriden



In der Zeitschrift „The Alpine Gardener“, herausgegeben von der Alpine Gardener Society, die mit Blick auf den Inhalt und die Ausstattung im deutschsprachigen Raum ihresgleichen sucht, hat Adrian Young einen Beitrag veröffentlich, der den Silbersaxifragen gewidmet ist.

Er verbindet mit dieser Arbeit die Hoffnung, eine Pflanzengattung, „that was fallen out of fashion“ eine Wiedergeburt im öffentlichen Interesse zu ermöglichen.

Neben großartigen Aufnahmen listet er auch gartenwürdige Kreuzungen auf.

Neu an dieser Aufstellung ist, daß er nun auch für die Hybriden aus anerkannten „guten“ Arten binominale Namen vergibt.

Ein Beispiel: In meinem Garten entstand aus Saxifraga callosa und Saxifraga hostii eine Hybride, die vom Blütenstand näher an S. hostii, aber von der Blattrosette wiederum näher an S. callosa steht.

Adrian Young gibt der Hybride den Namen Saxifraga x alpenplumeae und den Sortennamen ‘Florian‘.

Die Hybride ‚Florian‘ ist ungewöhnlich wüchsig aber nicht zu blühfreudig.

Für Saxifragenfreunde gar kein Nachteil, denn auf diese Weise können sich sehr schnell schöne geschlossene Polster bilden, aus denen dann zur Blütezeit nur einzelne Blütenrispen aufsteigen. Der Blattquirl, aus dem die Blüte entspringt, stirbt nach der Blüte ab und hinterläßt bei großrosettigen Arten u. U. einen nicht besonders ansehnlichen braun-verdorrten Bereich.

In dem oben angeführten Fall weiß ich, von welcher Pflanze der Samen abgenommen wurden - nämlich von Saxifraga callosa, deshalb lautet der binominale Name Saxifraga callosa x hostii, denn üblicherweise wird die Mutterpflanze an erster Stelle genannt.

Bei Zufallssämlingen ist die Mutterpflanze nicht so ohne weiteres zu bestimmen oder gänzlich unbekannt.

Um die Pflanzen bei denen die Kreuzungspartner bekannt und die Mutterpflanze identifiziert wurde, ergänzen ich hinter dem binominalen Namen das Kürzel den (ic). Ic steht für Imprinting considered. Details dazu werden in dem kurzen Abriß „Ein bißchen Vererbungslehre...“ siehe unten erläutert.

Hier nun einige Kreuzungen, die im Laufe der Jahre in meinem Garten entstanden sind und nun in dem offiziellen Register geführt werden:



Kombination, Name und Kultivar-Name

Saxifraga callosa x S. hostii = S. x alpenblumeae 'Florian'

Saxifraga catalaunica x S. cotyledon = S.x mariannensis 'Chico'

Saxifraga catalaunica x S. paniculata = S. x andreasii 'Clown'

Saxifraga kolenatiana x S. longifolia = S.x caucasusanus 'Big Red'

Saxifraga longifolia x S. callosa x S. hostii = S. x hartmanniae 'Erik'

Saxifraga valdensis x S. callosa = S.x maritimensis 'Maira'

Saxifraga valdensis x S. cochlearis = S. x mercantouricus 'Little Darling'

Insgesamt werden derzeit (April 2021) in dem Register folgende Kombinationen geführt:

PDF: Saxifraga-Hybriden



Ein bißchen Vererbungslehre


Jeder weiß es: Es ist ein Unterschied, ob man ein Pferd mit einem Esel kreuzt oder eine Hauseselstute mit einem Hauspferdehengst.

In einem Fallentstehen ein Maultier oder Muli und im anderen ein Maulesel.

Hengste aus diesen Kombinationen sind stets unfruchtbar, gelegentlich kommen jedoch fruchtbare Stuten vor.

Damit ist eine unvermutete Gemeinsamkeit zwischen Säugetieren und Samenpflanzen benannt, die unter dem Begriff „Imprinting“ gefaßt wird.

Die Eselsmutter sorgt dafür, daß ihr Nachwuchs nicht zu groß wird, denn sie will schließlich gefahrlos gebären können, will die Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft noch fruchtbar zu bleiben nicht gefährden. Der männliche Partner hat ein ganz anderes Interesse. Er möchte, daß sein Nachwuchs so groß und kräftig wird, wie es nur möglich ist.

Üblicherweise nennt man bei Kreuzungen zuerst die Mutterpflanze, dann den Vater.

Ich war erstaunt, daß es offenbar –im Falle von Saxifraga-und Semperviven-Kreuzungen –auf diese Regel keine Rücksicht genommen wird.

Jedenfalls zeigt das Register der International Cultivar Registration, daß die Mutter- oder Vaterpflanze nicht in entsprechender Weise berücksichtigt wird.

Die International Cultivar Registration Authority(kurz ICRA) ist eine von der International Society for Horticultural Science  ernannte Stelle, die die Einhaltung desinternationalen Codes der Nomenklatur der Kulturpflanzen  (ICNCP) beaufsichtigt und damit die einheitlicheBenennung  vonKulturpflanzen-Sorten  regelt.

Nun weiß ich aus eigener Erfahrung, daß Kreuzungen aus Saxifraga callosa und Saxifraga paniculata völlig unterschiedlich aussehen, je nachdem wer die Mutter- oder die Vaterpflanze ist.

Aus diesem Grund werde ich immer dann, wenn ich mit Blick auf die Kreuzungspartner ganz sicher bin, hinter den Pflanzennamen das Kürzel (ic) setzen. Dahinter verbirgt sich „imprinting considered“.

Ich habe mich bewußt für eine englische Erklärung entschieden, weil bedauerlicherweise gerade im englischsprachigen Bereich die Liebe für die Pflege von Saxifragen deutlich stärker ausgeprägt ist als in den deutschsprachigen Ländern.