Crocus albiflorus

Frühblüher

Wer zählt die Pflanzen, nennt die Namen...." könnte man in Anlehnung an Schillers Gedicht "Die Kraniche des Ibykus" formulieren, wenn man auf die Vielzahl der Blütenpflanzen hinweisen will, die am Gardasee zu bewundern sind.

Kurz nach der Schneeschmelze zaubert das Alpenglöckchen (Soldanella alpina) erste Frühlingsahnungen auf die vom Eise befreiten Partien.

Zu dieser Zeit ist die Gipfelregion noch tief verschneit, die Bäume sind noch kahl und die Almen verwaist. Aber auf den freien Wiesenflächen versammeln sich Tausende von Krokussen und an manchen Stellen ebenso viele Exemplare des Zweiblättrigen Blausterns" (Scilla bifolia). Dass das kleine Hyazinthengewächs auch unter dem Namen Meerzwiebel" geführt wird, erschließt sich in dieser Umgebung überhaupt nicht. Im Grunde ist es auch nicht recht zu erklären, warum die kleine Hyazinthe am Monte Baldo freie, prallsonnige Wiesenflächen wählt, denn sie bevorzugt im allgemeinen nährstoffreiche, kalkhaltige, aber halbschattige Standorte. Immerhin eine der ihr zugeschriebenen Charakteristika behält sie auch an diesem Blumenberg bei: Sie steigt nicht über 1200 m hoch hinauf.

Und wie gut tut es den wintermüden Augen, eine Massenansammlung des Alpen- Krokus" (Crocus albiflorus) bewundern zu können. Violett, schneeweiß oder fein gestreift stehen die Blüten eng beieinander in sickerfeuchten Wiesen, Mulden oder an Hängen, an denen ein Quellhorizont verläuft. Der Krokus ist im Vergleich zum Blaustern ein Bergsteiger, denn dort, wo der Schnee zurückgewichen ist, trifft man ihn zuweilen auch in Lagen über 2500m.

Diese Höhen werden am Gardasee zwar nicht erreicht, der Hinweis deutet aber die Vitalität dieses kleinen Schwertliliengewächses an.

Den Reigen der Frühblüher soll die früheste alle Blütenpflanzen am Monte Baldo beschließen. Von den Italienern wird die Christrose (Helleborus niger) Rosa di Natale" genannt Die. Wir nennen se mitunter Nieswurz", weil das gepulverte Rhizom (die Wurzel) die Nasenschleimhäute reizt und heftiges Niesen verursachen kann.

Eingedenk der frühen Blütezeit und des anderen, ebenfalls sehr verbreiteten Namens Schneerose" ist es immer wieder schwer, sich in das Gedächtnis zurückzurufen, dass die Christrose an ihren natürlichen Standorten frostempfindlich ist und nur durch die Schneeauflage geschützt wird. Wenn sich der Schnee aber zurückgezogen hat, erscheinen die weißen großen Blüten wie letzte übergroße Schneeflocken auf dem falben Gras.

Und wer die warme Frühlingssonne am Monte Baldo als harmonisierendes Grundmotiv bei dieser Unternehmung erleben durfte, wird solche Tage so bald nicht vergessen.

Diese Erlebnisse wirken aber in jedem Fall wie heftiges Niesen nach einem langen, kalten und trüben Winter: sehr befreiend.